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Meinung Apple Vision Pro

Besser als die Cyber-Brille ist nur das wahre Leben

Redakteur Wirtschaft & Innovation
Wenn Familie und Freunde zur Nebensache werden: Apples Vision Pro schottet den Nutzer sensorisch ab Wenn Familie und Freunde zur Nebensache werden: Apples Vision Pro schottet den Nutzer sensorisch ab
Wenn Familie und Freunde zur Nebensache werden: Apples Vision Pro schottet den Nutzer sensorisch ab
Quelle: AFP
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Apples neue Cyber-Brille bringt jedem Nutzer seine eigene Realität. Wir brauchen aber Technik, die Menschen zusammenbringt. Dass der Trend wieder in diese Richtung geht, ist ein gutes Zeichen – und könnte Apple und Co das Geschäft vermiesen.

Wenn Apple mit seinem neusten Gerät ein Sinnbild für den aktuellen Status der IT-Industrie schaffen wollte, dann ist es mit der VR-Brille Vision Pro gelungen. Das dicke Skibrillen-artige Brett vor den Augen macht ganz klar: Wir sind in unsere eigene individuelle Realität eingetaucht. Uns werden Dinge gezeigt, die nur wir sehen – teils eingeblendet in die reale Umgebung.

Es ist so ziemlich das, was bereits milliardenfach in Smartphone-Apps und Internet-Browsern passiert. Nur ins Totale getrieben. Falls Apple mit der neuen Geräte-Kategorie den gewünschten Erfolg hat, lebt jeder komplett in seiner eigenen Realität.

Schon jetzt betreibt die Consumer-Tech-Industrie ein großes gesellschaftliches Experiment mit ungewissem Ausgang. Die Hoffnung aus den frühen Tagen des Internets, virtuelle Räume würden zu großen gemeinschaftsstiftenden Marktplätzen, hat sich nicht erfüllt.

Nur kurz schienen soziale Medien, allen voran Twitter, Orte des offenen Diskurses zu werden. Doch inzwischen bauen die Algorithmen für jeden Nutzer einen anderen News-Strom – denjenigen, der die eigene Meinung am sichersten bestätigt.

Jugendliche, die mit der Video-App TikTok aufwachsen, kommen kaum noch mit Medien in Berührung, die eine gemeinsame Identität stiften.

Youtuber als Meinungsführer funktionieren nicht wie die Macher der Leitmedien des Vor-Internet-Zeitalters, sondern wie Musik-Stars: Sie erreichen zwar eine Fan-Masse, bleiben aber fast immer auf eine Szene, Herkunft oder Altersgruppe beschränkt – anders als das alte lineare Fernsehen oder regionale Tageszeitungen. Die Zeiten, in denen mediale Erfahrungen breit geteilt wurden, gehen zu Ende.

Das ist einer der Gründe für die gefühlte Spaltung der Gesellschaft – und sicherlich auch für die zunehmende Verbreitung von Verschwörungstheorien und Hassfantasien. Es wird zunehmend schwerer, einen einigermaßen objektiven Blickwinkel einzunehmen. Selbst im Privatesten erzeugen Instagram und Kontakt-Apps geschönte Bilder und Realitäten, gegen die das echte Leben deprimierend fad wirken kann.

Umso wichtiger wird der persönliche Austausch, um das wahre Leben zu spüren. Das Bedürfnis ist da: Das zeigt etwa die enorme Mobilisierungskraft der Anti-AfD-Demos, an denen viele Menschen teilnehmen, die keine Berufsdemonstrierenden sind. Nach der Covid-Delle füllen sich auch Theater, Kinos, Museen und Clubs wieder. Immer mehr Menschen wünschen sich online-freie Zeit, solches „Digital Detoxing“ wird zum Trend.

Es liegt an uns Nutzern

Für die Digital-Branche sollte das ein Weckruf sein. Gefordert ist jetzt statt einer Datenbrille, die uns abschottet, intelligente Technik, die den zwischenmenschlichen Alltag bereichert. Ein Hoffnungsträger ist generative Künstliche Intelligenz, die die Kommunikation zwischen Menschen unterstützt und bei der Bewältigung des Alltags auf Grundlage breiten Wissens hilft.

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Dass Apples Datenbrille außerhalb von Nischen wie 3D-Videos und in bestimmten Berufsfeldern ein Erfolg wird, ist glücklicherweise längst nicht ausgemacht. Vorgängerprodukte von namhaften Konzernen wie Alphabet (Google) und Meta (Facebook) waren keine Bestseller. Und auch Apple hat schon Produkte in den Sand gesetzt.

Wie es auch kommt: Es liegt an uns Nutzern, aus der aktuellen Technologie etwas zu machen, das das eigene soziale Leben bereichert. Fangen wir an.

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