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Meinung Galeria-Insolvenz

Macht die leeren Warenhäuser zu Techno-Clubs!

Redakteur Wirtschaft & Innovation
„Galeria Kaufhof“ – bald nachts wieder attraktiv? „Galeria Kaufhof“ – bald nachts wieder attraktiv?
„Galeria Kaufhof“ – bald nachts wieder attraktiv?
Quelle: Oliver Berg/dpa/Archivbild
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Wieder einmal bangen die Städte um ihre Kaufhäuser. Dabei bietet der Leerstand durchaus Chancen. Hamburg macht vor, wie die Zukunft der Innenstädte aussehen könnte, wenn die Warenhäuser schließen. Allerdings muss es auch eine Bereitschaft für die neuen Ideen geben.

Seit es wieder wärmer ist, wummert am Hamburger Hauptbahnhof abends elektronische Musik. Die Bässe tönen von der Dachterrasse eines quaderförmigen Gebäudes. Bereits im dritten Jahr firmiert das sechsgeschossige Haus als Jupiter, als ein Gegenspieler für das gegenüberliegende Elektro-Händler Saturn.

Statt einförmiger Einkaufsabteilungen gibt es Kunstgalerien, Theater, Spielflächen, Bars und obendrauf eben Club-Musik. Rolltreppen und Hinweisschilder erinnern noch an die langen Jahre, in denen Karstadt in dem Gebäude Sportartikel verkaufte. Nur, dass es damals selten so voll und schon gar nicht so lebhaft war wie heute.

Zwar ist die Warenhauskette Galeria dank des Investors Bernd Beetz mal wieder vorläufig gerettet. Doch erneut bangen die verbliebenen Filial-Teams, welche Häuser die bereits angekündigten Filialschließungen diesmal treffen werden. Etwa 20 von 92 Standorten sollen schließen. Welche es sein werden, hängt von Verhandlungen mit den Vermietern bis Anfang Mai ab.

Mit den Filialangestellten fühlen schon aus Eigeninteresse die Bürgermeister, die um die Zukunft ihrer jeweiligen Fußgängerzonen fürchten. Doch nicht nur das Beispiel Hamburg zeigt: Das Aus für aus der Zeit gefallene Groß-Warenhäuser ist eine Chance zur Belebung der Innenstadt.

Immer schon sind es gerade die havarierten Bauwerke, die das Leben einer Großstadt spannend machen. Sie bringen nicht nur Freifelder für urbane Kultur und Lebensqualität, sondern können auch unerwartete Geschäftsmodelle erschließen.

Die Anziehungskraft Berlins für Touristen lässt sich eher nicht mit der Schönheit des Stadtbilds erklären, dafür zumindest zum Teil mit der aus Zwischennutzungen gewachsenen Clubkultur. Allein der Vorzeigeclub Berghain in einem umgebauten Kraftwerk kam vor Corona laut „Bundesanzeiger“ auf über eine Million Euro Jahresgewinn.

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Weniger einträgliche Neunutzungen sind chronisch gefährdet – das ist Teil ihres Reizes. Doch irgendwann verschwanden zu viele solcher Spielräume. Denn bis in die 2010er-Jahre belegten die Modemarken von Gerry Weber bis Esprit jede verfügbare Fläche. Ergebnis ist ein bundesdeutsches Einheitsbild aus Douglas, DM, H&M und McDonald’s.

Es hat all die kreativen Ecken und originellen Läden plattgemacht, die die gestiegenen Mieten nicht erwirtschafteten. Lebendige Citys wurden Opfer ihres eigenen Erfolgs. Selbst Symbole urbanen Lebens wie das Kunsthaus Tacheles in Berlin-Mitte fielen den Investment-Baggern zu Opfer.

Was belebt die Innenstädte?

So wild wie die Berliner Nachwendezeit wird das Galeria-Sterben nicht. Aber der Leerstand eröffnet die Chance auf zeitgemäße Freiräume– wie die von einer städtischen Kreativgesellschaft kuratierte Zwischennutzung im Hamburger Jupiter. Die Städte sollten zusammen mit den Immobilien-Eigentümern erproben, was die Innenstädte belebt.

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Am Münchener Stachus etwa lotet ein Produzent im ehemaligen Warenhaus die Anziehungskraft klassischer Kunstreproduktionen aus, in Halle gibt es Veranstaltungen zwischen Indoor-Skatepark und Tauschmarkt, Stuttgart plant so etwas Ähnliches.

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Es sind Pionierprojekte: Denn so, wie vor 30 Jahren viele Industrieflächen zu Brachen wurden, für die es neue Ideen brauchte, wird es künftig mit vielen in die Jahre gekommenen Büro- und Handelsflächen gehen. Deshalb sollte die Kommunalpolitik im Zweifel lieber um gute Nachnutzungsideen ringen als um den Erhalt überkommener Warenhäuser.

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