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Deutschland Zahlen der Ärztekammer

In Thüringen stammt bereits ein Viertel der Krankenhausärzte aus dem Ausland

Bundesländer wie Thüringen sind auf Zuwanderung im Medizinsektor angewiesen. Hier arbeitet Goran Jordanoski, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin im Klinikum Sondershausen Bundesländer wie Thüringen sind auf Zuwanderung im Medizinsektor angewiesen. Hier arbeitet Goran Jordanoski, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin im Klinikum Sondershausen
Hier arbeitet Goran Jordanoski als Oberarzt der Klinik für Innere Medizin im Klinikum Sondershausen, er stammt aus Nordmazedonien
Quelle: dpa/Michael Reichel
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64.000 Ärzte aus dem Ausland helfen mit, das deutsche Gesundheitswesen am Laufen zu halten. In manchem Krankenhaus ginge längst nichts mehr ohne sie. Betroffen ist insbesondere der ländliche Raum, den viele Mediziner als Arbeitsraum offenbar unattraktiv finden.

Ärzte aus dem Ausland sind in Deutschland nach Einschätzung von Fachleuten längst unverzichtbar. „Ohne die Ärzte aus dem Ausland können wir unser Gesundheitswesen nicht auf dem derzeitigen Standard aufrechterhalten“, sagte die Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Ellen Lundershausen, der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Nach Zahlen der Bundesärztekammer (BÄK) sind in Deutschland 64.000 Mediziner mit ausländischem Pass tätig. Fast 80 Prozent von ihnen arbeiten an Krankenhäusern. Die BÄK geht davon aus, dass sie „überproportional häufig“ in kleineren Häusern und außerhalb von Ballungszentren tätig sind. Benötigt würden sie vor allem auch in ostdeutschen Flächenländern, sagte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Henriette Neumeyer. „Dort würden sich ohne Migration von Medizinern Versorgungsangebote vor Ort reduzieren.“

Allein in Thüringen und Brandenburg kommt nach Zahlen der Landesärztekammern ein Viertel der Krankenhausärzte aus dem Ausland, in Mecklenburg-Vorpommern ist es ein Fünftel. Bundesweit arbeiten laut BÄK 80 Prozent der ausländischen Ärzte an Kliniken, „überproportional häufig“ in kleineren Häusern und außerhalb der größeren Städte.

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„Ohne die Ärzte aus dem Ausland können wir unser Gesundheitswesen nicht auf dem derzeitigen Standard aufrechterhalten“, sagt auch die Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Ellen Lundershausen. Allerdings fehlten diese dann auch in ihren Heimatländern, räumt sie ein.

200 medizinische Organisationen und Verbände haben deshalb jüngst die Bedeutung von Zuwanderern für das Gesundheitssystem herausgestellt. „Auf ihren Beitrag will und kann die medizinische und pflegerische Versorgung in Deutschland nicht verzichten“, heißt es in einer kürzlich veröffentlichten Erklärung für Demokratie und Pluralismus. In Deutschland arbeiten insgesamt rund 421.000 Ärzte in Krankenhäusern, Praxen, Forschungseinrichtungen und Behörden.

Ärzte wollen lieber in den Städten arbeiten

In Sondershausen (Thüringen) etwa versorgt die KMG-Klinik mit Fachabteilungen für Innere Medizin, Allgemein- und Unfallchirurgie, Gynäkologie/Geburtshilfe, Geriatrie (Altersmedizin) und Notaufnahme etwa den ländlich geprägten Kyffhäuserkreis. Jährlich werden dort 6000 stationäre und 15.000 ambulante Patienten behandelt. Fast die Hälfte der Mediziner – 30 von 63 – hat einen nicht deutschen Pass, in der gesamten KMG-Gruppe sind es mehr als 25 Prozent.

Sondershausen (21.000 Einwohner), eine Autostunde entfernt von der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt gelegen, war bis zur Wiedervereinigung ein Zentrum des Kalibergbaus. Heute kämpft sie mit Überalterung und Bevölkerungsschwund. „Wir merken, dass junge, in Deutschland ausgebildete Ärzte ihren Lebensmittelpunkt häufig in Ballungszentren sehen und keine langen Arbeitswege auf sich nehmen wollen“, sagt Klinikgeschäftsführer Mike Schuffenhauer.

Für DKG-Expertin Neumeyer hat das viel mit einem generellen „Trend der Verstädterung“ zu tun. BÄK-Vizepräsidentin Lundershausen verweist zudem darauf, dass Medizin-Absolventen, vor allem angehende Fachärzte, im Beruf häufig die Nähe ihres Studienortes suchen. „Wenn man in Hamburg studiert hat, neigt man dazu, in Hamburg zu bleiben.“ Aus ihrer Sicht hat Deutschland ohnehin seit Jahren zu wenig Mediziner ausgebildet.

Anspruchsvolles Anerkennungsverfahren

Zudem unterscheiden sich die Arbeitsvorstellungen heutiger Ärztegenerationen von denen früherer. Sie achteten sehr viel mehr auf eine ausgewogene Work-Life-Balance, wollten mehr Zeit mit ihren Familien verbringen als frühere Ärztegenerationen, erläutert Neumeyer. Dass der Bedarf trotz kontinuierlich zunehmender Ärztezahlen zunimmt, sei deshalb kein Widerspruch. „Die Zahl der Köpfe steigt, aber deren Arbeitszeit nicht in gleichem Maß.“

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Für ausländische Ärzte wiederum sei Deutschland als Arbeitsort attraktiv, sagt Neumeyer. „Es ist bekannt, dass die praktische Ausbildung für junge Ärzte an deutschen Krankenhäusern sehr gut ist“, bestätigt auch Goran Jordanoski, der ins Sondershausen arbeitet.

Ihn hatten die Weiterbildungsmöglichkeiten 2011 nach Deutschland gelockt, in seinem Heimatland Nordmazedonien habe er seinerzeit schlechte Jobchancen gehabt und hätte zudem die Facharztausbildung selbst bezahlen müssen. In Sondershausen hat er erfolgreich Facharztausbildungen in Innerer Medizin und Notfallmedizin absolviert, er ist Oberarzt und ärztlicher Leiter der Notaufnahme.

Ausländische Ärzte durchlaufen laut DKG ein anspruchsvolles und oft langwieriges Verfahren mit Fachsprachen- und Kenntnisprüfung bis zur Anerkennung ihrer medizinischen Abschlüsse in Deutschland. „Sie werden nicht einfach durchgewunken“, stellt Neumeyer klar.

dpa/krott

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