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Boschs ambitionierte Elektro-Prognose – und ihre Folgen

Wirtschaftsredakteur
„Die Elektromobilität kommt“, ist man bei Bosch überzeugt „Die Elektromobilität kommt“, ist man bei Bosch überzeugt
„Die Elektromobilität kommt“, ist man bei Bosch überzeugt
Quelle: picture alliance/imageBROKER/Arnulf Hettrich
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Der Absatz von Elektroautos hat zuletzt geschwächelt. Bosch-Chef Stefan Hartung glaubt trotzdem an die Wende, wie seine Prognose für Europa zeigt. Und er baut auch das Unternehmen weiter um – mit schwerwiegenden Konsequenzen vor allem für die Mitarbeiter.

Trotz der aktuellen Schwäche beim Absatz von Elektroautos rechnet der größte Autozulieferer der Welt, Bosch, weiterhin mit einer Verschiebung des Marktes hin zu Elektroantrieben. „Die Elektromobilität kommt – die Frage ist nur, wie schnell in den verschiedenen Regionen der Welt“, sagte Bosch-Chef Stefan Hartung bei der Vorlage der Bilanz für das vergangene Jahr. Derzeit entwickelten sich die Märkte verzögert, das sei auch bei Wasserstoff und Wärmepumpen der Fall.

Tatsächlich ist der Anteil reiner E-Autos an den Neuzulassungen in Europa im vergangenen Monat leicht gesunken, von 13,9 auf 13 Prozent, zeigen aktuelle Daten der europäischen Autolobby Acea. In 14 der 27 EU-Länder lag er unter zehn Prozent, sechs Länder liegen bei E-Anteilen von mehr als einem Viertel. Die Berater von EY sehen die schwache Wirtschaftsentwicklung und die Verunsicherung der Verbraucher durch die Politik als Ursachen für die aktuelle Elektroschwäche.

Nach Ansicht des Bosch-Chefs wird diese Phase aber vorbeigehen. „In Europa werden 2030 nach unserer Einschätzung 70 Prozent aller Neuwagen reine Elektroautos sein, in China und Nordamerika 40 bis 50 Prozent“, sagte Hartung. Für die beiden großen Märkte außerhalb Europas erwarte man „auch zum Ende der Dekade einen nennenswerten Anteil von Fahrzeugen mit leistungsfähigen Hybridantrieben“. Diese Kombinationen aus Elektro- und Verbrennungsmotor böten für Bosch geschäftliche Chancen.

Quelle: Infografik WELT

Für das laufende Jahr erwartet der Konzern keine großen Sprünge. Der Umsatz von zuletzt 91,6 Milliarden Euro soll um fünf bis sieben Prozent steigen, die operative Rendite (5,3 Prozent) etwa gleich bleiben. Im Jahr 2026 wolle man eine Rendite von sieben Prozent erreichen, kündigte Finanzchef Markus Forschner an.

Zu Beginn des laufenden Jahres war Bosch davon offenbar noch deutlich entfernt. Der Umsatz ging leicht zurück gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im wichtigsten Geschäftsbereich wird eine weltweit stagnierende Autoproduktion das Unternehmen in diesem Jahr belasten, außerdem die hohen Kosten für den Umstieg vom Verbrenner auf E-Antriebe.

Continental mit drastischem Rückgang in Autozuliefer-Sparte

Im Vergleich zum Konkurrenten Continental steht Bosch zu Beginn des Jahres deutlich stabiler da. Der Hannoveraner Konzern hatte zu Beginn der Woche einen drastischen Rückgang in seiner Autozuliefer-Sparte gemeldet. Die Rendite des Bereichs lag im ersten Quartal vor Steuern demnach bei minus 4,3 Prozent, Analysten hatten ein Minus von 1,8 Prozent erwartet. Auch in der Reifensparte, deren Gewinne diese Verluste stets ausgleichen, ist die Rendite leicht gesunken. Wie Bosch hält Continental an seinem Ausblick für 2024 trotz der Schwierigkeiten fest.

Beide Konzerne verhandeln gerade mit den Arbeitnehmervertretern über Personalabbau und die Schließung von Standorten. Bei Bosch könnten mehr als 7000 Stellen wegfallen, davon 3200 im Autozulieferbereich. Im März hatten dagegen bundesweit 25.000 Mitarbeiter des Unternehmens demonstriert, auch mit einer großen Kundgebung vor der Zentrale in Gerlingen bei Stuttgart.

„Wir können die Arbeitsplätze, die zum Beispiel mit dem bevorstehenden Aus von Verbrennungsmotoren in europäischen Neufahrzeugen verloren gehen, nicht eins zu eins mit neuen Technologien ersetzen. Weniger Beschäftigung für Benziner und Diesel, mehr mit Elektromobilität und Wasserstoff – es ist nicht genug Zeit, damit diese Gleichung aufgeht“, sagte Hartung. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müsse Bosch „Strukturen verändern und Stellen abbauen“. International hat das Unternehmen im vergangenen Jahr allerdings Jobs geschaffen. Die Zahl der Mitarbeiter stieg um mehr als 8000 auf über 429.000 Personen.

Bei neuen Technologien ist Bosch auch vom politischen Umfeld abhängig. „Wo Klima- und Energiepolitik widersprüchlich ist, werden Investoren nicht investieren, sondern warten“, kritisierte Hartung. Wo die Politik sprunghaft sei, könne sie „Konsumenten bei langfristigen Kaufentscheidungen verunsichern“. Das habe man auf dem Wärmepumpen-Markt erlebt, einem für Bosch wichtigen Wachstumsfeld. „Dieser Markt ist in Deutschland unter dem Eindruck der kontroversen Debatte um das Heizungsgesetz im Verlauf des vergangenen Jahres stark eingebrochen“, sagte Hartung.

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Nun rechne man mit einer Stabilisierung ab Mitte dieses Jahres, deutlich unter Vorjahresniveau. Weiteres Wachstum setze „eine klare und berechenbare Förderpolitik voraus“. Die Förderung CO₂-effizienter Technologien stehe insgesamt unter Spardruck, stellte der Bosch-Chef fest: „Klimaschutz erfordert anhaltende Investitionen, vom Staat, von den Unternehmen, von jedem Einzelnen – er kostet viel, das wird klarer denn je.“ Klar ist für Hartung aber, dass man beim Schutz des Klimas nicht nachlassen darf.

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