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Wo sich Crowdfunding wirklich lohnt

ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht von Julia Ruhnau vom 31. Oktober 2019: Wenn viele Menschen wenig Geld geben, kann trotzdem eine stattliche Summe zusammenkommen - genau das ist das Prinzip hinter Crowdfunding. Foto: Boris Roessler/dpa/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++ ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht von Julia Ruhnau vom 31. Oktober 2019: Wenn viele Menschen wenig Geld geben, kann trotzdem eine stattliche Summe zusammenkommen - genau das ist das Prinzip hinter Crowdfunding. Foto: Boris Roessler/dpa/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++
Wenn viele Menschen wenig Geld geben, kann trotzdem eine stattliche Summe zusammenkommen - genau das ist das Prinzip hinter Crowdfunding
Quelle: dpa-tmn
Eine Zeitlang schossen Crowdfunding-Projekte wie Pilze aus dem Boden. Doch in Deutschland konnte sich diese Finanzierungsform nicht wirklich durchsetzen. Es kann sich aber noch lohnen mitzumachen.

Gute Ideen gibt es viele. Was fehlt, ist oft Geld. Vor einigen Jahren kam deshalb eine Finanzierungsform in Mode, die das Vermögen der Masse anzapft: Crowdfunding.

Das Prinzip: Wer genug Leute für seine Belange begeistern kann, bekommt von seinen Unterstützern finanzielle Zuschüsse für sein Projekt, entweder auf Spendenbasis oder gegen ein Dankeschön. Filme und smarte Uhren, verpackungsfreie Läden und Start-ups haben so ihr Budget aufgebessert. Funktioniert das auch heute noch?

Jein, lautet die Antwort. „Crowdfunding ist es in Deutschland nicht wirklich gelungen, sich durchzusetzen“, sagt Michael Gebert. Er ist Vorstandsvorsitzender des Deutschen Crowdsourcing Verbandes.

Vor allem der Ursprungsgedanke, kreative Ideen mit Geld zu unterstützen, habe sich nur bedingt etabliert, so Gebert. Zwar kannten 2018 laut Crowdfunding-Barometer fast zwei Drittel der Befragten das Konzept – deutlich mehr als noch vier Jahre zuvor. Die investierten Summen wachsen aber nicht.

Crowdinvesting wächst, vor allem in Immobilien

Was hingegen gewachsen ist, ist eine Form der Geldanlage über die Crowd: Beim Crowdinvesting finanzieren Teilnehmer ein Projekt und werden an dessen Rendite beteiligt. Gefragt sind bei dieser Form vor allem Immobilienprojekte – die sind greifbar, und man bekommt Zinsen.

Das Risiko sei eher gering, erklärt Oliver Gajda vom European Crowdfunding Network. Die Projekte werden meist von etablierten Bauunternehmen betrieben – und auch die Plattformen, allen voran Exporo oder iFunded, haben ein Interesse daran, dass das Geld der Investoren nicht im Nirwana verschwindet.

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Bei einer Pleite kann man allerdings das Nachsehen haben: Sind Geldgeber über ein Nachrangdarlehen eingestiegen, bekommen sie als letzte Gläubiger ihr Geld zurück. Inzwischen dominieren als Anlageform allerdings Bankdarlehen oder Anleihen.

Klassisches Crowdfunding eher mit lokalem Bezug

Ist es mit dem Sammeln für kreative Ideen abseits des Investmentmarktes also vorbei? Das klassische Crowdfunding gibt es zwar weiterhin, allerdings auf weniger Plattformen und eher mit einem lokalen Bezug. „Viele Sparkassen haben eine Crowdfunding-Plattform, die lokale Projekte finanziert“, erklärt Gajda.

Auch manche Städte haben sich eingeschaltet. In München zum Beispiel gibt es #kreativmünchen, eine Plattform, die Beratung und finanzielle Unterstützung anbietet. Betrieben wird sie vom städtischen Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft.

Der Crowdfunding-Markt hat sich konsolidiert

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Der Markt für Websites wie Startnext, Kickstarter oder Indiegogo, auf denen man Crowdfunding-Projekte schalten und unterstützen kann, ist übersichtlicher geworden. „Das Risiko, eine falsche Plattform zu finden, ist geringer geworden“, sagt Gebert.

Viele Plattformen hätten sich zusammengeschlossen, andere sind verschwunden. Überlebt haben nach Angaben des Experten nur die, die gut genug sind und sich konsolidiert haben. Einen Überblick gibt zum Beispiel das Informationsportal „Crowdfunding.de“.

Die Ausrichtung der Anbieter ist verschieden: Auf Kickstarter finden sich zum Beispiel haufenweise kreative Projekte, vom Comicbuch über die Modekollektion bis zum Musikalbum. Der über die Plattform durch Crowd-Gelder mitfinanzierte Film „Inocente“ hat 2013 den Oscar als bester Dokumentarkurzfilm gewonnen.

In erfolgreichen Crowdfunding-Kampagnen steckt viel Arbeit

Crowdfunding ist insgesamt professioneller geworden, sowohl was die Plattformen angeht als auch die Projekte. „Es kommen mehr Leute als früher“, sagt Anja Thonig, die bei der Gesellschaft Crowdfunding Campus Kunden beim Sammeln für deren Projekte berät.

Thonig führt das auch darauf zurück, dass die Menschen sich inzwischen bewusster seien, wie viel Arbeit in erfolgreichen Kampagnen steckt. „Man kann nicht einfach ein Projekt auf eine Plattform stellen, mit dem Finger schnippen, und dann läuft es.“

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Das Wichtigste ist nach Meinung von Thonig eine gute Vorbereitung und der Aufbau einer Community. Die Gefahr, sich zu verkalkulieren, sei hoch. Es seien schon Projekte gescheitert, obwohl die anvisierte Summe beim Crowdfunding eingesammelt wurde.

Spende oder Gegenleistung

Beim Sammeln unterscheidet man unter anderem spendenbasierte Kampagnen und Projekte, bei denen Unterstützer nach erfolgreicher Finanzierung ein Dankeschön bekommen – etwa eine Tasse, ein T-Shirt, das fertige Produkt oder die Einladung für eine Veranstaltung.

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Dieses Dankeschön ist das einzige Risiko, das Unterstützer tragen. Denn bei dieser Form des Crowdfunding, auch vergütungsbasiert („reward based“) genannt, schließen Unterstützer eine Art Kaufvertrag ab – mit der eingezahlten Summe ermöglichen sie das Projekt und kaufen sich gleichzeitig das Dankeschön, wie Thonig erklärt.

Es kommt aber vor, dass Unternehmer falsch planen – und die Summe zwar erreichen, ihre Idee aber trotzdem nicht umsetzen können und so Unterstützer auch keine Gegenleistung erhalten. Im Zweifel könne man in solchen Fällen klagen, erläutert Thonig.

Erreicht das Projekt die gewünschte Zielsumme nicht, wird das Geld an die Unterstützer einfach wieder zurückgezahlt.

dpa

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