Die Nachricht löste ein DFB-Beben aus. Nach über 70 Jahren wird der Deutsche Fußball-Bund ab dem 1. Januar 2027 von Nike und nicht mehr von Adidas ausgestattet. Der neue Vertrag mit dem US-Sportriesen, der 100 Millionen Euro pro Jahr zahlen soll, läuft über acht Jahre bis zum 31. Dezember 2034. Der Schock über die Nachricht ist in Herzogenaurach mittlerweile verdaut. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Deal mit dem neuen Ausrüster und den Plänen von Adidas
Welche Mannschaften will Adidas nun übernehmen?
Als große Ziele gelten die beiden Top-Nationen Frankreich und Brasilien, bei beiden laufen die Nike-Verträge 2026 aus. Gerade Brasilien wäre ein absolutes Prestige-Trikot für Adidas. Der Rekordweltmeister wird seit 1996 von Nike ausgestattet, die Franzosen seit 2011.
Wie viele Ausrüster haben sich beim DFB beworben?
Insgesamt sollen rund zehn Firmen mitgeboten haben, darunter alle gängigen Top-Marken wie auch Puma. Das Angebot von Nike war aber das mit Abstand beste.
Was hat Adidas wirklich geboten?
Aktuell zahlt Adidas rund 50 Millionen Euro pro Jahr. Beim neuen Angebot, das Vorstandsboss Bjørn Gulden am vergangenen Mittwoch selbst beim DFB in Frankfurt präsentiert hatte, hätte der Betrag minimal gesteigert werden können. Es soll sich im Bereich von 55 Millionen Euro pro Jahr bewegt haben, war allerdings mit Leistungsfaktoren verknüpft. So sollten rund zehn Millionen pro Jahr erfolgsabhängig ausgeschüttet werden.
Wie lief die Präsentation von Nike ab?
Nike-Boss John Donahoe flog extra aus den USA ein, präsentierte ebenfalls persönlich. Der CEO beeindruckte die DFB-Bosse mit seinem enormen Wissen über den deutschen Fußball.
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Wann wurde Adidas über den Nike-Zuschlag informiert?
20 Minuten vor der offiziellen Presse-Mitteilung, die vergangenen Donnerstag um 16.24 Uhr veröffentlicht wurde.
Wer hat den Deal beim DFB verhandelt?
An den Verhandlungen waren DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Dr. Holger Blask, Vorsitzender der Geschäftsführung, sowie Schatzmeister Stephan Grunwald (38) beteiligt. Federführend war Blask, der bereits die Einnahmen bei den Rechtevergaben im DFB-Pokal sowie Frauenfußball steigern konnte.
Wie klamm ist der DFB wirklich?
Der DFB ist finanziell angeschlagen. Die Gründe: der teure Campus in Frankfurt (200 Millionen Euro Baukosten, 18 Millionen jährliche Betriebskosten), die Erfolgslosigkeit der Nationalelf mit einem jährlichen Haushaltsloch von 19,5 Millionen Euro. Außerdem gibt es Streit mit dem Finanzamt. Für 2006, 2014 und 2015 wurde dem DFB die steuervergünstigende Gemeinnützigkeit aberkannt.
Was ist mit den anderen Groß-Sponsoren wie VW?
Volkswagen ist der zweitgrößte Sponsor des DFB, wirbt mit dem Logo u.a. auf den Trainingsshirts. Nach Informationen dieser Redaktion will man den Vertrag, der im Sommer ausläuft, gerne verlängern. Der Auto-Konzern bietet nun 20 statt wie bisher rund 28 Millionen Euro pro Jahr.
Wieso scheiterte der Nike-Deal in der Vergangenheit?
Ex-DFB-Manager Oliver Bierhoff (von 2004 bis 2022 im Amt) wurde einst zum Buhmann, weil er Nike zum DFB bringen wollte. Bierhoff sagt nun: „Im November 2006 hatte mich Nike gebeten, ein Angebot an den DFB zu überreichen. Ich habe mich damals als Angestellter des DFB gefreut, dass dem Verband ein solches Angebot vorliegt.“ Das Angebot soll damals 500 Millionen über zehn Jahre betragen haben. Damals ging es dem Verband um Loyalität zu Partner Adidas, eine Ausschreibung gab es nicht.
Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) recherchiert und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.