Wer im vergangenen Jahr in den Ruhestand getreten ist, bekommt einem Bericht zufolge im Schnitt hundert Euro weniger als vorher in Rente gegangene Senioren. Sogenannte Bestandsrentner bekommen laut der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion durchschnittlich 1373 Euro, wie die „Augsburger Allgemeine“ am Samstag berichtete. Neue Rentner kriegen dagegen 1275 Euro. Hintergrund sind demnach gebrochene Erwerbsbiografien aufgrund der höheren Arbeitslosigkeit der vergangenen Jahre.
Betroffen sind dem Bericht zufolge fast nur Männer. Bei Frauen verlaufe die Entwicklung dagegen andersrum: Mit 910 Euro haben die Neurentnerinnen demnach im Schnitt 20 Euro mehr als die Rentnerinnen in Bestand. Das liegt daran, dass Frauen inzwischen weitaus häufiger arbeiten als früher.
Die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbandes Deutschland, Michaela Engelmeier, kritisierte das hohe Armutsrisiko im Alter. „Es kann nicht sein, dass sie ihr Leben lang in Vollzeit gearbeitet haben und im Alter Grundsicherung beantragen müssen, weil ihre Rente nicht reicht“, sagte Engelmeier der „Augsburger Allgemeinen“. Sie forderte eine Erwerbstätigenversicherung für alle, also auch Selbstständige, Beamte und Abgeordnete. Außerdem sprach sie sich für 53 statt 48 Prozent beim Rentenniveau aus.
Immer mehr Rentner beziehen Grundsicherung
Zuvor war bereits gemeldet worden, dass immer mehr Rentner in Deutschland im Alter ihre Bezüge mit Grundsicherung aufstocken müssen. Nach einer Aufstellung der Rentenversicherung erhielten im Jahr 2022 insgesamt 454.000 Rentner Grundsicherung. Ein Jahr zuvor waren es noch 433.000 gewesen, 2020 lag die Zahl bei 414.000 Menschen.
Im Vergleich mit allen Altersrenten wächst der Anteil der aufgestockten Renten allerdings auf niedrigem Niveau. Die Grundsicherung im Alter können Rentner beantragen, deren Einkünfte nicht für den Lebensunterhalt reichen. Die Rentenversicherung verweist darauf, dass die Grenze, ab der empfohlen wird, den Anspruch auf Grundsicherung prüfen zu lassen, immer das 27-fache des aktuellen Rentenwertes beträgt. Da der Rentenwert jährlich zum 1. Juli steigt, erhöht sich somit auch der Betrag. Dieser liegt bei einem seit Juli geltenden Rentenwert von 37,60 Euro somit aktuell bei 1015,20 Euro.