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Lufthansa und Lilium – so wertvoll ist dieser Pakt wirklich

Freier Wirtschaftsredakteur
Das Elektro-Flugtaxi von Lilium soll eine Reichweite von 175 Kilometern besitzen Das Elektro-Flugtaxi von Lilium soll eine Reichweite von 175 Kilometern besitzen
Das Elektro-Flugtaxi von Lilium soll eine Reichweite von 175 Kilometern haben
Quelle: picture alliance/dpa/Lilium/-
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Diese Nachricht ließ die Lufttaxi-Branche aufhorchen: Die große Lufthansa will mit dem immer noch kleinen Start-up Lilium kooperieren. Noch interessanter wird dieses Bündnis, wenn man um den prominenten Topmanager weiß, der bei beiden Unternehmen in wichtiger Funktion tätig ist.

Lilium will nicht mehr nur senkrecht hoch hinaus. Irgendwann werde das Unternehmen nicht mehr nur senkrecht startende E-Lufttaxis für bis zu sechs Passagiere bauen, sondern auch E-Regionalflugzeuge für 50 oder 100 Passagiere. Das erklärte kürzlich der Mitgründer und jetzige Chefentwickler des Start-ups, Daniel Wiegand.

Wie herkömmliche Flugzeuge würden diese Flugzeuge mit Elektro-Jet-Turbinen dann starten und landen. Diese Perspektive nicht nur auf kleine, sondern auch größere E-Modelle hat wahrscheinlich dazu beigetragen, dass Lilium jetzt eine weitere strategische Partnerschaft verkünden konnte. Diesmal mit Deutschlands führender Airline-Gruppe Lufthansa.

Es ist eine Weichenstellung, aber noch längst noch kein Auftrag und damit fließt auch keine Anzahlung, die Lilium zum Auffüllen der Kasse braucht. Andere Airlines sind mutiger. Die brasilianische Fluggesellschaft Azul hatte im August 2021 ebenso über eine strategische Partnerschaft mit dem deutschen Start-up berichtet und den Kauf von bis zu 220 Modellen in Aussicht gestellt.

Im Frühjahr 2022 wurde zudem eine strategische Partnerschaft mit der Geschäftsreisefluggesellschaft NetJets und der Kauf von bis zu 150 Modellen verkündet. In den USA gibt es längst Bestellungen namhafter Airlines – allerdings bei Lilium-Konkurrenten. Beispielsweise von Delta Air Lines bei Joby oder von United Airlines bei Archer.

Die Absichtserklärungen und Vorverträge zeigen, dass es künftig einen Markt für senkrecht startende E-Modelle im städtischen Umfeld oder für regionale Verbindungen geben wird. Derzeit spricht Lilium von 175 Kilometer Reichweite, und der Radius sollte mit der Entwicklung besserer Batterien wachsen. Noch ist die Schlüsselfrage aber unbeantwortet, wie groß der Markt tatsächlich ist und wann die Modelle von den Behörden zugelassen kommerziell fliegen dürfen. Lilium geht von einem weltweiten Marktvolumen im Jahr 2035 von 42.000 E-Senkrechtstartern aus.

Alle E-Modell Start-ups stehen vor dem Problem, dass jede Verzögerung bei der Zulassung Geld kostet, Einnahmen verzögert und den Schuldenberg erhöht. Analysten erwarten für Lilium noch bis mindestens 2026 jährlich dreistellige Millionenverluste. Die Finanzmarktprospekte von Lilium sind gespickt mit Risikohinweisen.

Um Investoren bei Laune zu halten, werden daher alle Positiv-Ereignisse prominent publiziert. So wurde Lilium jüngst von der Aufsichtsbehörde EASA die Erlaubnis zum Bau von Flugzeugen erteilt und vor wenigen Tagen wurde mit der Fertigung des ersten Serienmodells begonnen. Noch gilt die letzte Lilium-Prognose, dass die Zulassung für das Modell zumindest in Europa für Ende 2025 erwartete wird. Für Ende 2024 ist der erste bemannte Flug geplant. Verzögerungen würden Experten aber nicht überraschen.

Die Absichtserklärung mit der Lufthansa ist breit angelegt, jedoch sehr allgemein formuliert. Es soll der Betrieb von elektrischen Senkrechtstartern in Europa ausgelotet werden. Gemeinsam sollen „Innovationsmöglichkeiten in der Luftfahrt“ erkundet und weitere Themenfelder diskutiert oder analysiert werden. Statt konkreter Aufträge eher Unverbindliches.

Zudem gibt es bei der Beziehung Lufthansa-Lilium eine Besonderheit. Lilium-Verwaltungsratsvorsitzender ist Ex-Airbus-Chef Tom Enders und der sitzt wiederum im Lufthansa-Aufsichtsrat. Derzeit wird darüber spekuliert, dass Enders künftig neuer Lufthansa-Aufsichtsratschef werden könnte. Enders hält auch Aktien an Lilium. Es ist zwar davon auszugehen, dass er sich bei Diskussionen im Lufthansa-Aufsichtsrat zu Lilium zurückhält. Dennoch ist es keine neutrale Konstellation.

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Während Lilium derzeit jeden Fortschritt in eine Pressemitteilung packt, gibt es auch Vorgänge, über die das Unternehmen nicht aktiv berichtet. Offensichtlich mit der Sorge, der Umstand könnte falsch bewertet werden. So ist seit dem Börsengang des Luftfahrt-Neulings 2021 das US-Datenanalyseunternehmen Palantir nicht nur enger Entwicklungspartner, sondern auch Aktionär. Wie es bei Jungunternehmen häufig der Fall ist, zahlte Lilium Palantir-Rechnungen mit eigenen Aktien.

Nach einer jüngsten Mitteilung an die US-Börsen plant Palantir nunmehr ein Aktienpaket über fünf Millionen Stück im Wert von rund fünf Millionen Dollar zu verkaufen. Offiziell wollen das weder Lilium noch Palantir kommentieren. Die Zurückhaltung dürfte darin begründet sein, dass Lilium Bedenken hat, der Aktienverkauf könnte als Negativ-Signal für einen Vertrauensverlust in das Projekt verstanden werden.

Dabei handelt sich zwar nur um rund ein Prozent der Gesamtzahl aller Lilium-Aktien, von denen sich Palantir trennen will. Über die Gründe kann auch nur spekuliert werden. Der Handel mit Aktien, die zuvor als Bezahlung verbucht wurden oder in bestimmte Risikoklassen fallen, gehöre zum üblichen Finanzgeschäft von Konzernen wie Palantir, heißt es bei Finanzmarktkennern.

Der Spezialist für die Auswertung großer Datenmengen erwartet über 2,2 Milliarden Dollar Umsatz in diesem Jahr. Da fallen ein paar Millionen Dollar nicht ins Gewicht. Zu welchem Kurs Palantir die Lilium-Aktien bekam, ist zudem geheim. Der Kurs der Lilum-Aktie ist von einst zehn Dollar auf gut einen Dollar gefallen.

Das Verhältnis von Lilium und Palantir ist durch seine Vorgeschichte jedoch sensibel. Palantir ist nicht nur für Geheimdienste, das Militär und die Polizei tätig. Auch die Luftfahrt und besonders Airbus gehören dazu. So hat Palantir zur Verbesserung der Produktion des A350-Modells beigetragen.

Tom Enders holte als damaliger Airbus-Chef den US-Konzern für das Skywise-Projekt an Bord. Dabei wird aus Datenströmen eine vorausschauende Flugzeugwartung ermittelt. Enders und Palantir-Mitgründer und Chef Alex Karp kennen sich persönlich. Jetzt hilft Palantir neben Airbus auch Lilium, beim E-Senkrechtstarter die Entwicklung voranzutreiben. Etwa wann ein Batteriewechsel optimal erfolgt.

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