Es gibt Start-ups, die von der Energiekrise profitieren. Eines davon ist Green Fusion. Es digitalisiert Heizungsanlagen in Mehrfamilienhäusern. Mittels einer KI-Software wird das Heizverhalten analysiert und optimiert. Zum Beispiel, indem sie die Außentemperatur misst und die Heizung anpasst, was Gas spart.
Zu Beginn der Gründung, vor drei Jahren, wurde das Start-up durch die TU Berlin gefördert, mittlerweile durch Investoren. Jetzt hat Green Fusion eine neue Finanzierungsrunde im Millionenbereich abgeschlossen. Angeführt wird die Runde von Bitstone Capital. Neu eingestiegen ist der französisch-deutsche VC XAnge.
Paul Hock, Joey Faulkner, Simon Wagenknecht und Matteo Zappulla gründeten Green Fusion vor drei Jahren. Schon im ersten Jahr gab es einen Gründerwechsel. Faulkner verlies das Unternehmen, Nina Germanus stieg als Co-Gründerin und CEO mit ein. Gemeinsam mit Hock als CEO kümmert sie sich um das operative Geschäft.
Zappulla (CPO) und Wagenknecht (Head of Automation) sind die Tech-Experten der Firma. Sie entwickelten auch die Software. Hock lernte die beiden durch die TU Berlin kennen. In einer Facebook-Gruppe suchten sie nach einem Co-Gründer.
Hock arbeitete zu der Zeit bei einem Energiekonzern, bewarb sich aber bei Zappulla und Wagenknecht. Aus Gesprächen wurde ein Geschäftsverhältnis. Das Timing stimmte. Mittlerweile hat das Start-up ungefähr 40 Mitarbeiter.
Richtiges Timing scheinen die Gründer auch mit ihrem Produkt zu haben: In Deutschland wird in Wohngebäuden und Familienhäusern hauptsächlich mit Gas geheizt. Die Preise dafür steigen: die Gaspreisbremse fällt weg, CO₂-Abschlag und Mehrwertsteuer werden erhöht.
Hohe Nachfrage dank Energiewende-Plänen
Gleichzeitig arbeitet die EU an einer Energiewende: Wärmepumpen, Solarenergie, Wasserstoff. Neubauten müssen seit diesem Jahr 65 Prozent ihres Verbrauchs aus erneuerbaren Energien beziehen. Bestandsgebäude haben eine Übergangszeit.
Und erst in jüngster Vergangenheit hat die EU ein neues Energiegesetz beschlossen: Wohngebäude müssen 16 Prozent Energie einsparen und das bis 2030.
„Das kann man mit unserer Software ohne große Investitionskosten erreichen“, sagt Hock. „Es führt auch kein Weg daran vorbei, diese Anlagen richtig zu steuern und zu digitalisieren. Vermieter sind in der Pflicht.“
Daher sei es für die Kunden von Green Fusion, Stadtwerke, Eigentümer, Wohngesellschaften, keine Frage, ob sie die Software brauchen. „Das größte Problem war lange, dass unsere Kunden, also die Vermieter, keinen direkten finanziellen Vorteil von den Einsparungen hatten, diese lagen eher bei den Vermietern“, sagt Teck. „Das hat sich mit der Energiekrise und den dadurch explodierenden Preisen und der folgenden Regulatorik um 180 Grad gewandelt – jetzt gibt es Druck von allen Seiten.“
Die Kosten für die Software des Start-ups tragen derzeit noch die Mieter. Meist werden die Systeme in Mehrfamilienhäusern eingebaut. Die Kosten liegen laut Firmenangaben bei 59 Euro pro Anlage und Monat. „Es gibt für unsere Kunden in der Regel keine Investitionskosten, sondern nur laufende Kosten, die unter den Kosten der Einsparungen von Gas und Strom liegen sollen“, so Geschäftsführer Paul Hock. Setzen Vermieter die Anlagen ein, werden sie auf der Betriebskostenabrechnung aufgelistet und auf die Wohnparteien umgelegt. Hier liege noch eine Herausforderung für das Start-up, die Finanzierung der Software zu regulieren.
Investoren schrieben über LinkedIn
Die neu abgeschlossene Finanzierungsrunde war von den Gründern nicht geplant. Eigentlich befindet sich Green Fusion momentan nicht im Fundraising. Die Investoren schrieben sie auf LinkedIn an. Neben der Tatsache, dass es um Geld geht, war die Entscheidung für die Geldgeber eine vorausschauende.
„Die Investoren sind groß und international“, sagt Hock. „Die Finanzierung jetzt ist eine gute Push-Runde für die Vorbereitung auf die Series-A, die wir 2025 machen wollen und für die Internationalisierung.“
Bereits im vergangenen Jahr haben Investoren am meisten in Climate-Tech investiert. Auch Green Fusion hat im Februar 2023 in einer Seed-Finanzierung 2,7 Millionen Euro eingesammelt.
Laut Hock befinde sich das Start-up in der Skalierungsphase. Mit dem neu gewonnenen Geld möchten sie ihr Produkt weiter ausrollen. Langfristiges Ziel: Heizkeller mit Photovoltaikanlagen und Ladesäulen verkoppeln.
Kurzfristiges Ziel: dieses Jahr auf 1000 neue Heizungsanlagen zu kommen. „Dann gibt es uns am Ende in ungefähr 1500 Heizungsanlagen.“