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Wissenschaft Schadstoffe

Giftige Bescherung

Happy boy opening Christmas present at home Happy boy opening Christmas present at home
Damit die Bescherung nicht zu einer bösen Überraschung wird: Vorsicht bei belastetem Spielzeug
Quelle: Getty Images/Portra
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Behördenkontrollen zeigen: Ausgerechnet die Produkte, die an Heiligabend unterm Weihnachtsbaum liegen, sind besonders häufig mit Schadstoffen belastet. Bei Elektronik ist ein bestimmtes Nervengift ein Problem, bei Kinderspielzeug ist es gleich ein ganzer Cocktail.

Ob Spielzeug für die Kinder, Elektronik für Papa oder eine Yogamatte für Mama – Weihnachten ist nicht nur Fest der Liebe, sondern auch der Geschenke. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) in Helsinki hat pünktlich zum Weihnachtsfest einen Report zusammengestellt, der einem das Weihnachtsshopping gründlich verdirbt.

Offenbar ist jedes fünfte Produkt Onlineshops und Läden in der Gemeinschaft mit „besorgniserregenden Mengen gefährlicher chemischer Stoffe belastet“, wie Erwin Annys sagt, Leiter des zuständigen Referats. Hintergrund dieser Einschätzung: Bei 2407 Stichproben von Kleidung bis Heimwerkerbedarf genügten 18 Prozent der kontrollierten Konsumgüter nicht den EU-Standards, weil sie mit bedenklichen Substanzen belastet waren.

Die meisten Artikel fielen bei Elektronik durch, hier beanstandeten die Tester 52 Prozent, also jedes zweite Gerät. Überprüft wurden elektrisches Spielzeug, Ladegeräte, Kabel oder Kopfhörer. Darauf folgte Spielzeug ohne Elektronik mit 23 Prozent, Sportartikel (18 Prozent) und Kleidung (15 Prozent). Durch die weiteren Analysen in dem Report wird klar: Wer verstecktes Gift vermeiden möchte, sollte beim Einkaufen vor allem auf zwei Dinge achten, das Material und die Herkunft der Waren.

Elektronik fiel wegen der Lötstellen im enthaltenen Metall so häufig durch. Dort war Blei der mit Abstand am häufigsten nachgewiesene Problemstoff. Auch Schmuck fiel mit Bleiverschmutzung auf, auch mit Cadmium und Nickel.

All das sind Schwermetalle, in den Körper aufgenommen, werden sie nur langsam wieder ausgeschieden. Mit zunehmendem Lebensalter reichert sich etwa Cadmium im Körper an, vor allem in den Nieren, weswegen es vor allem zu Nierenfunktionsstörungen kommen kann. Blei hingegen schädigt vor allem Gehirn und Nerven.

Quelle: Infografik WELT

Allerdings müssen die Schwermetalle dafür erst einmal in den Körper gelangen. Besonders riskant ist es, wenn sie geschluckt werden. Dazu kommt die Aufnahme über die Haut und beim Einatmen feinen Abriebs. Bei Blei in Lötstellen ist die Bleibelastung dann vernachlässigbar, wenn diese so fest und dicht in dem Gerät eingeschlossen sind, dass eine Freisetzung gar nicht möglich ist. Schwermetalle in Schmuck sind deutlich problematischer, da der meistens auf der Haut getragen wird. Und tatsächlich waren zwölf Prozent der Ringe, Ketten oder Haarspangen mit Cadmium, elf Prozent mit Blei und acht Prozent mit Nickel belastet.

Verbotene Weichmacher in Kinderspielzeug

Eine andere Produktgruppe, die auffällig häufig nicht den Anforderungen der EU genügt, sind auch noch all die nichtelektrischen Produkte, die Kinder verwenden, etwa Badespielzeug, Puppen, Kostüme, Spielmatten oder Kinderpflegeartikel. Hier fielen 16 Prozent durch. Häufigster Grund: zu hohe Belastung mit Phthalaten.

Diese organischen Verbindungen werden dem von sich aus harten und spröden Kunststoff Polyvinylchlorid zugesetzt, dadurch wird er weich und elastisch. Dieses Weich-PVC findet sich in Kabeln, Folien, Fußbodenbelägen, Tapeten, Sportartikeln oder eben Spielzeug. Jede Phthalatverbindung hat in der EU eigene Grenzwerte, weil sie auf eigene Art und Weise schadet. Manche machen unfruchtbar, sie sind in Kinderspielzeug verboten. Andere sind giftig für Schilddrüse oder Hirnanhangsdrüse und verändern damit zentrale Schaltstellen im Hormonsystem des Körpers. Es gibt auch Phthalate, die die Leber schädigen. Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass sich die Wirkungen der verschiedenen Vertreter dieser Stoffklasse addieren können.

Vorsicht ist laut ECHA auch bei Sportartikeln geboten: Yogamatten, Fahrradhandschuhe oder Bälle, ebenfalls Weichplastik-Produkte, rissen in 18 Prozent der Tests die Schadstoff-Grenzwerte und dürften damit der Gesundheit nicht ganz so zuträglich sein, wie ihre Nutzer meinen.

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In Kinderprodukten findet sich auch immer wieder eine andere, potentiell schädliche Stoffgruppe: Nitrosamine. In Tierversuchen begünstigen viele dieser Verbindungen die Entstehung von Krebs, die fanden sich in 15 Prozent der getesteten Kinderprodukte. Welche Rolle Nitrosamine aus Spielzeug bei der Gesamtbelastung der Kinder spielen könnten, bleibt in dem Report unklar. Wahrscheinlich ist es aber keine entscheidende Quelle.

Vor allem geräucherte und geröstete Lebensmittel sind vollgepackt mit dieser Stoffgruppe, am häufigsten kommen sie über alkoholische Getränke, Räucherwaren, Kaffee, Kakao, Tee und Gewürze in den Körper.

Quelle: Infografik WELT

Neben dem verwendeten Material scheint die Herkunft ein Risikofaktor zu sein: Bei Produkten mit Ursprung außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums waren 21 Prozent auffällig, während bei Waren aus EU-Produktion acht Prozent durchfielen. Ein Großteil der außereuropäischen Waren kam aus China. Vor allem Produkte von Importeuren und Marktplätzen fielen den Kontrolleuren auf, während Vertriebshändler und Produzenten eher saubere Ware handelten.

Mögliche Ursache: Vertriebshändler kontrollieren ihre Zulieferer besser als andere Marktteilnehmer. „Die Europäische Chemikalienagentur und die nationalen Behörden arbeiten bei Kontrollen eng zusammen, um den europäischen Markt sicherer zu machen“, sagt Referatsleiter Erwin Annys. „Aber die Verantwortung für die Sicherheit von Produkten liegt bei den Unternehmen, die sie auf den Markt bringen.“

Und es gibt sie auch in dieser Studie – die guten Nachrichten: Zwar wurden nur wenige Holz- und Papierprodukte getestet, aber bei ihnen gab es keinen einzigen Alarm.

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