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Wohnungsbau

Zahl der Baugenehmigungen in Hamburg bricht dramatisch ein

Autorenprofilbild von Julia Witte genannt Vedder
Von Julia Witte genannt VedderManaging Editor Hamburg
Veröffentlicht am 30.01.2024Lesedauer: 3 Minuten
Blick auf eine Baustelle im Überseequartier
Rund ein Jahrzehnt lang wurde in Hamburg enorm viel gebaut, wie hier noch 2022 im Überseequartier. Jetzt stockt unter anderem der WohnungsbauQuelle: Bertold Fabricius

Hamburg braucht jedes Jahr 10.000 neue Wohnungen. Jahrelang klappte es, den Bau von Wohnungen in dieser Größenordnung zu genehmigen. Doch 2023 brach die Zahl der genehmigten Wohneinheiten auf 5400 ein. Die Stadt versucht mit Sozialwohnungen gegenzusteuern.

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Geahnt hatten es alle Akteure schon lange. Die Baukrise hat Hamburg voll erwischt. Der Baustopp am Elbtower ist nur das prominenteste Beispiel für ein Problem, das weite Kreise in der Bauwirtschaft zieht. Am Dienstag hat Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) die Auswirkungen der Krise anhand sehr konkreter Zahlen gezeigt. In Hamburg ist die Zahl der genehmigten Wohneinheiten innerhalb eines Jahres um 46 Prozent gesunken. Statt des selbst gesteckten Ziels von 10.000 Wohneinheiten waren es nur 5404.

Hätte die Stadt nicht schon früh gegensteuert und den sozialen Wohnungsbau massiv gefördert, wäre die Zahl vermutlich noch geringer ausgefallen. 2380 bewilligte geförderte Wohnungen waren 500 Wohnungen mehr als im Jahr 2022. Hamburg werde sich in diesem Jahr darauf konzentrieren, den sozialen Wohnungsbau weiter zu stabilisieren und auszubauen, sagte Pein. Zugleich gehe es darum, wirksame Maßnahmen zur Baukostenreduzierung zu finden. Denn mit 5400 genehmigten Wohnungen könne man nicht zufrieden sein, so die Senatorin. „Unser Problemkind sind die frei finanzierten Wohnungen.“

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Man habe schon zu Beginn des Jahres 2023 vor einem dramatischen Rückgang bei den geplanten Baubeginnen gewarnt, erklärte Sönke Struck, Vorstandsvorsitzender des Landesverbands Nord des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). „Die Baukosten steigen seit Jahren an: unter anderem aufgrund der überbordenden Vorschriften und Auflagen aus Politik und Verwaltung. Solange die Zinsen niedrig waren, fiel das weniger ins Gewicht. Doch jetzt ist Neubau für die Wohnungsunternehmen wirtschaftlich nicht mehr darstellbar“, so Struck.

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Hinzu komme, dass die Förderprogramme des Bundes in den letzten Jahren wiederholt nicht eingehalten wurden. „Das hat zu starker Verunsicherung in der Branche geführt. Wenn die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung so weitermachen, dürfen sie sich nicht wundern, wenn auch in Hamburg niemand Wohnungen bauen möchte. Für den Wohnungsmarkt ist das fatal.“

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Der Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen Andreas Breitner resümierte: „Die Förderung des sozialen Wohnungsbaus in Hamburg kann sich sehen lassen. Die Stadt hat auf die Krise in den vergangenen Monaten rasch und sehr gut reagiert.“ Das belegten die gestiegenen Zahlen bei den Sozialwohnungen.

Zugleich beschrieben die Genehmigungszahlen die krisenhafte Situation, in der sich die Wohnungswirtschaft befinde. Der Bund sei gefordert, für eine auskömmliche Förderung zu sorgen.

„Das Vorhaben, in Hamburg einen dritten Förderweg für die Errichtung von bezahlbaren Wohnungen aufzulegen, ist ein richtiger Schritt, auch für Haushalte mit mittlerem Einkommen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, erklärte Breitner. Peins Ankündigung, Wohnungsbaustandards zu senken, lasse hoffen, die Baukosten nachhaltig zu senken. „Unsere Hoffnungen ruhen jetzt auf der Ankündigung der Senatorin, die Hamburgische Landesbauordnung zu entschlacken. Hier müssen den Worten endlich Taten folgen.“