icon icon-welt-goWELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr AssistentJournalismus neu erleben und produktiver werden
Luftverkehr

So will der Flughafen Hamburg die Feriensaison organisieren – mit möglichst wenig Staus

Autorenprofilbild von Olaf Preuß
Von Olaf PreußWirtschaftsreporter
Veröffentlicht am 21.02.2023Lesedauer: 5 Minuten
Starker Andrang am Hamburger Flughafen im Sommer 2022. Hamburg Airport will die Abläufe in diesem Jahr besser koordinieren
Starker Andrang am Hamburger Flughafen im Sommer 2022. Hamburg Airport will die Abläufe in diesem Jahr besser koordinierenQuelle: Bertold Fabricius

Hamburg Airport will seinen Betrieb zurück zur Normalität bringen – doch die sieht ganz anders aus als vor der Pandemie. Für reibungslose Abläufe ist die Mitarbeit der Passagiere stärker gefragt denn je.

Anzeige

Rund 13,8 Millionen Passagiere erwartet der Flughafen Hamburg für dieses Jahr insgesamt. Das sind etwa 80 Prozent der Passagiere, die 2019 von und nach Hamburg flogen, im letzten Jahr vor der Pandemie. In gewisser Hinsicht ist der Flughafen also auf dem Weg zurück zur Normalität. Doch die Normalität nach der Pandemie hat in vieler Hinsicht nichts mehr mit derjenigen der Vor-Corona-Zeit zu tun.

Der Flughafen arbeite auf allen Ebenen daran, Staus und Komplikationen bei den Passagieren und beim Gepäck zu vermeiden, von denen die Saison 2022 geprägt war, sagte am Dienstag Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der Geschäftsführung von Hamburg Airport. Für die Hamburger „Skiferien“ Anfang März erwartet der Flughafen 210.000 Passagiere je Woche. In den Osterferien im April steigt die Passagierzahl auf 270.000 je Woche. Für die Sommerferien im Norden im Juli und August rechnet Hamburg Airport mit bis zu 350.000 Passagieren in der Woche und mit 2500 Starts und Landungen. „Wir wollen das Fliegen so einfach wie möglich machen“, sagt Eggenschwiler. „Wir haben eine stabilere Planung als im Sommer 2022, das macht mich zuversichtlich, dass wir es besser schaffen werden als im vergangenen Jahr.“

Anzeige

In früheren Jahren hat Hamburg Airport bereits wesentlich mehr Passagiere durch sein System geschleust. Doch mit der Pandemie haben sich die Bedingungen völlig verändert. Gebucht wird viel kurzfristiger als früher. Deshalb setzten die Fluggesellschaften immer öfter größere Flugzeuge ein. Das wichtigste „Bemessungsflugzeug“ für die Kalkulation des Passagierandrangs war in Hamburg in den vergangenen Jahren der Airbus A319 mit bis zu 155 Sitzen. Immer mehr Anteil am Flugbetrieb gewinnen nun aber der A320 mit bis zu 180 Sitzen und der A321 mit bis zu 220 Sitzen. „Der Passagierverkehr läuft hier immer in Wellen“, sagt Eggenschwiler, „und wir haben in der Spitze der Wellen heutzutage stundenweise höhere Passagierzahlen als vor der Pandemie.“

Das System folgt nicht mehr den relativ gleichförmigen Verläufen wie früher – die Situation des Flughafens ähnelt der in den internationalen Lieferketten mit all ihren Verwerfungen in den vergangenen drei Jahren. Zusätzlich zu den größeren Unwägbarkeiten muss der Flughafen dabei auch mit weniger Personal zurechtkommen als früher. Der größte Teil der Belegschaft von Hamburg Airport war 2020 und 2021 in Kurzarbeit. Viele jener Mitarbeiter, vor allem auch solche, die früher flexibel in Teilzeit am Flughafen beschäftigt waren, haben das Unternehmen mittlerweile verlassen. „Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor sehr eng“, sagt Eggenschwiler. „Es ist grundsätzlich schwierig. Personal zu bekommen.“

Anzeige

Lesen Sie auch

  • Kein alternativer Text für dieses Bild vorhanden
    Weltplus ArtikelEin Flughafen im Coronamodus

Für die Sommersaison versuche man erneut, für die Gepäckabfertigung Mitarbeiter aus Griechenland zu gewinnen, mit denen man im vergangenen Jahr „sehr gute Erfahrungen“ gemacht habe, sagt Eggenschwiler. Zugleich verspreche man sich für die Anwerbung befristetet tätiger Mitarbeitern aus der Türkei in diesem Jahre mehr Resonanz als bei der recht kurzfristigen Rekrutierung 2022. Längere Arbeitsverträge von sechs bis acht Monaten und eine bessere rechtliche Grundlage sollen dazu beitragen. „Grundsätzlich bekommen alle Mitarbeiter 15 bis 16 Euro Einstiegsgehalt in der Stunde, auch diejenigen, die wir für eine befristete Tätigkeit im Ausland anwerben“, sagt Eggenschwiler.

Ins Zentrum des Geschehens rücken aber vor allem die Passagiere. Eggenschwiler wirbt dafür, dass sich Flugreisende frühzeitig selbst einchecken und dass sie die 30 im Flughafen vorhandenen Gepäckautomaten nutzen, um ihr Reisegepäck selbst aufzugeben. Elf Fluggesellschaften nehmen an der automatischen Gepäckaufgabe teil. Nicht mit dabei sind laut Eggenschwiler bislang Emirates, Ryanair, Wizz Air und Turkish Airlines.

Voraussichtlich von den Osterferien Ende März an soll das neue System „Slot & Fly“ zur Verfügung stehen, Passagiere können damit ein Zeitfenster für die Sicherheitskontrolle an einer separaten Spur reservieren. Für den Herbst hofft Eggenschwiler auf die Einführung einer neuen Generation von CT-Scannern, bei denen die Flugreisenden Flüssigkeiten und Laptops aus ihrem Handgepäck nicht mehr auspacken müssen. Diese neuen Geräte liefen bereits an einzelnen deutschen Flughäfen wie etwa in Frankfurt, sie trügen „erheblich“ dazu bei, Zeit bei der Sicherheitskontrolle einzusparen, sagt der Flughafenchef: „Wir haben signalisiert, dass wir auch hier bereit für die Einführung sind. Aber die Entscheidung über den Zeitpunkt liegt bei der Bundespolizei.“

Eines der größten Probleme des vergangenen Jahres, das unkoordiniert zurücklaufende, sogenannte „Rush“-Gepäck will Eggenschwiler in diesem Jahr mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen vermeiden: „Bei den Fluggesellschaften haben wir das Thema auf sehr hoher Ebene eskaliert, da liegt ein großer Fokus drauf. Passagiere aus Hamburg reisen relativ weit in die Welt.“ Das Problem dabei: Bei der Heimkehr blieb etliches Gepäck an den Luftdrehkreuzen wie in London oder Paris in den vergangenen Pandemiejahren hängen und wurde erst viel später als die Passagiere nach Hamburg geflogen.

Lesen Sie auch

Große, unkoordinierte Mengen dieses „Geistergepäcks“, die von den Fluggesellschaften teils in Schüben nach Hamburg gebracht wurden, stauten sich dann wochenlang in verschiedenen Hallen des Flughafens – vor allem auch deshalb, weil es nicht genügend Mitarbeiter gab, um den Stau aufzulösen. Zwei bis fünf Vollzeitkräfte seien im vergangenen Jahr ständig nur damit beschäftigt gewesen, solches Gepäck aus dem regulären Ankunftsbereich in Lagerbereiche zu verschieben, sagt Eggenschwiler. Das soll sich in diesem Jahr nicht wiederholen. Bis zu 800 Mitarbeiter habe man derzeit in der Gepäckabfertigung. 100 weitere Mitarbeiter würden derzeit im In- und Ausland gesucht.

Auch im großen Aufgabengebiet der Reinigung geht der Flughafen in die Offensive. Für die Säuberung von Flugzeugkabinen spreche man gezielt auch Frauen aus der Ukraine an, die möglicherweise noch in dieser Reisesaison dort eingesetzt werden könnten, sagt Eggenschwiler. In der Gepäckabfertigung wiederum dürfen aus Gründen des Arbeitsschutzes bislang generell keine Frauen eingesetzt werden.

Für die Reinigung der Hallen hingegen setzt Hamburg Airport verstärkt auf Technik. In einem Pilotprojekt kommt demnächst der Reinigungsroboter „Franzi“ zum Einsatz. Verlaufe der Versuch erfolgreich, sagt Eggenschwiler, werde man weitere Maschinen anschaffen.