icon icon-welt-goWELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr AssistentJournalismus neu erleben und produktiver werden
Erneuerbare Energien

So soll der Hamburger Flughafen klimaneutral werden

Autorenprofilbild von Olaf Preuß
Von Olaf PreußWirtschaftsreporter
Veröffentlicht am 29.03.2023Lesedauer: 4 Minuten
Michael Eggenschwiler, Chef des Flughafenbetreibers Hamburg Airport
Michael Eggenschwiler, Chef des Flughafenbetreibers Hamburg AirportQuelle: Bertold Fabricius

Mit einem eigenen Windpark bei Kaltenkirchen und anderen regenerativen Technologien will Hamburg Airport seinen Ausstoß von Treibhausgasen bis 2035 auf Null bringen. Das Unternehmen investiert dafür eine Viertelmilliarde Euro – und hofft auf die weitere Erholung der Luftfahrt.

Anzeige

Hamburg Airport soll bis zum Jahr 2035 einen faktisch klimaneutralen Betrieb erreichen. Dafür baut das Unternehmen, das der Stadt Hamburg und dem Investor Hamburg Airport Partners gehört, die Nutzung der erneuerbaren Energien deutlich aus. In den kommenden zwölf Jahren wird Hamburg Airport insgesamt 250 Millionen Euro in die Umsetzung der Strategie „Net Zero 2035“ investieren. Deren Kernstück ist ein neu zu bauender Windpark mit sechs Windturbinen auf einem Areal des Hamburger Flughafens bei Kaltenkirchen. Dessen Stromerzeugung soll den Strombedarf des Flughafens komplett abdecken und obendrein einen wesentlichen Beitrag zur Wärmegewinnung liefern.

„Wir stellen Schritt für Schritt um auf eine unabhängige, zu 100 Prozent regenerative Energie- und Wärmeversorgung für unsere Flughafen-Stadt“, sagte am Mittwoch bei der Präsentation der Jahreszahlen für 2022 Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der Geschäftsführung von Hamburg Airport. Rund 70 Millionen Euro würden allein für den Bau des Windparks bereitgestellt. Zugleich unterstütze der Flughafen die Airlines beim Ausbau des klimaschonenden Fliegens, künftig etwa durch die Bereitstellung wachsender Mengen an synthetischem Kerosin, aber auch durch Forschungsförderung und durch finanzielle Anreize für den Einsatz besonders energieeffizienter Flugzeuge in Hamburg.

Anzeige

„Bilanziell klimaneutral“ ist Hamburg Flughafen bereits seit dem vergangenen Jahr. In dieser Rechnung enthalten sind allerdings auch Ausgleichsmaßnahmen wie Projekte zur Wiederaufforstung andernorts oder Kompensationszahlungen. Allein auf dem Areal in Heidemoor bei Kaltenkirchen habe Hamburg Airport in den vergangenen zwölf Jahren rund eine Million Bäume pflanzen lassen, sagte Eggenschwiler: „,Net Zero 2035’ ist ein ambitioniertes, aber erreichbares Ziel, dank unserer bereits seit Jahrzehnten etablierten und laufend angepassten Klimaschutzmaßnahmen.“ Seit 2009 habe der Flughafen seinen Ausstoß an Treibhausgasen bereits um 80 Prozent gesenkt. Das Gelände bei Kaltenkirchen hatte Hamburg vor Jahrzehnten gekauft, weil seinerzeit ein neuer Flughafen in Schleswig-Holstein anstelle des städtischen Flughafens geplant war. Dieses Vorhaben allerdings wurde längst verworfen.

Neben der Erzeugung von Strom aus Windenergie will Hamburg Airport auch die Solarenergie und die Erdwärme nutzen. Für die Fahrzeugflotte des Flughafens soll aus Ökostrom per Elektrolyse Wasserstoff erzeugt werden. Für die Wärmeversorgung der Flughafengebäude sind neben Strom und Erdwärme auch die Nutzung von Fernwärme sowie Biogas vorgesehen.

Anzeige

Mit den Eignern von Hamburg Airport sei die Strategie abgestimmt, sagte Eggenschwiler. Allerdings müssen die beiden Gesellschafter für 2022 erneut einen Jahresverlust des Flughafenbetreibers hinnehmen, den dritten nacheinander als Folge der Pandemie. Im vergangenen Jahr lief ein Minus von 27,2 Millionen Euro auf. Mit einer Passagierzahl von rund 11,1 Millionen erreichte der Flughafen im vergangenen Jahr etwa zwei Drittel des Jahres 2019, des letzten Jahres vor der Pandemie.

Für dieses Jahr rechnet die Geschäftsführung von Hamburg Airport mit 13,8 Millionen Passagieren. In der Ferienzeit im Juli will der Flughafen bis zu 350.000 Passagiere in der Woche abfertigen. Der Weg zurück zur Normalisierung des Fluggeschäftes wird am Hamburg Airport auch begleitet von einem umfassenden Einsatz neuer, automatisierter Systeme, etwa zum Einchecken und zur automatischen Gepäckaufgabe durch die Passagiere selbst. Eine neue „Stoßzeiten-Anzeige“ auf der Internetseite des Flughafens soll helfen, den Andrang zu entzerren. Man hoffe zudem, dass die Scanner der neuen Generation bald auch in Hamburg eingesetzt würden, sagte Eggenschwiler. Diese müsse allerdings der Bund für die Bundespolizei beschaffen. Die sogenannten „CT-Geräte“ können auch Flüssigkeiten im Gepäck auf ihre Gefährlichkeit hin erkennen, die Passagiere müssen sie künftig nicht mehr eigens auspacken.

Beim Personal speziell für die chronisch stark belastete Gepäckabfertigung hofft Hamburg Airport, wie schon im vergangenen Jahr, auf die Unterstützung durch Zeitarbeiter speziell aus Griechenland und aus der Türkei. Sie würden zu den gleichen finanziellen Konditionen beschäftigt wie die festangestellten Mitarbeiter des Flughafens, sagte Eggenschwiler. Bei der möglichst unbürokratischen Anwerbung der ausländischen Mitarbeiter speziell aus der Türkei und für deren Arbeitsgenehmigungen hoffe man auf die Unterstützung des Bundes.

Machtwechsel“ ist der WELT-Podcast mit Dagmar Rosenfeld und Robin Alexander. Abonnieren unter anderem bei Apple PodcastsLink wird in einem neuen Tab geöffnet, SpotifyLink wird in einem neuen Tab geöffnet, Amazon MusicLink wird in einem neuen Tab geöffnet, DeezerLink wird in einem neuen Tab geöffnet, Google PodcastsLink wird in einem neuen Tab geöffnet oder per RSS-FeedLink wird in einem neuen Tab geöffnet.