WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Wirtschaft
  3. Mittelstand
  4. Flüssig-Erdgas: Nun wird Stade zu einer deutschen Energie-Drehscheibe

Mittelstand Flüssig-Erdgas

Nun wird Stade zu einer deutschen Energie-Drehscheibe

Wirtschaftsreporter
Johann Killinger, Inhaber des Hamburger Logistikuntenehmens BUSS Group, ist einer der Initiatoren und Investoren des LNG-Importterminals in Stade Johann Killinger, Inhaber des Hamburger Logistikuntenehmens BUSS Group, ist einer der Initiatoren und Investoren des LNG-Importterminals in Stade
Johann Killinger, Inhaber des Hamburger Logistikuntenehmens BUSS Group, ist einer der Initiatoren und Investoren des LNG-Importterminals in Stade
Quelle: Bertold Fabricius
Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.
Die beteiligten Unternehmen unterzeichnen die finale Investitionsentscheidung für einen LNG-Importterminal. Er soll einen wichtigen Beitrag zur deutschen Erdgasversorgung leisten – und wird bereits für die Umstellung auf Ammoniak geplant, den klimaneutralen Energieträger der Zukunft.

Jahrelang dauerten die Diskussionen, Planungen und Vorbereitungen – nun kann der Bau des größten deutschen Importterminals für tief gekühltes, verflüssigtes Erdgas (LNG) in Stade an der Unterelbe beginnen. Die beteiligten Unternehmen gaben am Donnerstag ihre finale Entscheidung zur Investition von insgesamt rund einer Milliarde Euro bekannt. Der offizielle erste Spatenstich soll in den kommenden Wochen erfolgen. Getragen wird das Projekt des sogenannten Hanseatic Energy Hub vom Schweizer Finanzunternehmen Partners Group, dem Hamburger Hafenlogistik-Unternehmen BUSS Group, dem US-Chemiekonzern Dow sowie dem spanischen Energieversorgungsunternehmen Enagás.

Der Import des stationären LNG-Terminals soll 2027 beginnen, die Anlage kann jährlich bis zu 13,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas in das deutsche Netz einspeisen – das entspricht etwa 15 Prozent des jährlichen deutschen Erdgasbedarfs. Allerdings wird ein Teil des über Stade importierten Erdgases auch in andere europäische Länder weitergeleitet werden. 90 Prozent der LNG-Mengen in Stade haben die drei europäischen Energieversorger EnBW, SEFE und ČEZ langfristig gebucht. Die restliche Kapazität ist für kurzfristige Buchungen reserviert.

Visualisierung des geplanten Terminals Hanseatic Energy Hub in Stade
Visualisierung des geplanten Terminals Hanseatic Energy Hub in Stade
Quelle: Hanseatic Energy Hub

In der vergangenen Woche hat am neu gebauten LNG-Anleger am Hafen von Stade bereits das Terminalschiff „Energos Force“ festgemacht. Über dieses Spezialschiff wird in Stade nun so lange LNG importiert, bis der landseitige Terminal fertiggestellt ist. LNG-Gas kann Deutschland aus vielen Ländern beziehen – anders als Pipelinegas, das Deutschland nach dem Wegfall des russischen Exportgases heutzutage vor allem noch aus Norwegen bekommt. LNG liefern unter anderem Katar, die USA, Australien oder Algerien. Zum Transport auf Tankern wird Erdgas auf minus 161 bis minus 164 abgekühlt, zu LNG verflüssigt und komprimiert. An der Landstation wird das LNG wieder erwärmt und expandiert – ein Kubikmeter LNG ergeben 600 Kubikmeter Erdgas.

Lesen Sie auch

„Für mich als Mitinitiator und Treiber ist es besonders erfüllend, mit diesem Projekt einen wichtigen Beitrag für Deutschlands Energiesicherheit zu leisten“, sagte Johann Killinger, Inhaber Buss Group. „Darüber hinaus freue ich mich sehr, Niedersachsen einen starken Impuls für seine wirtschaftliche Entwicklung zu geben. Möglich ist dieser Erfolg nur durch die entschlossene Unterstützung seitens unserer Kunden, seitens Politik und Verwaltung in Hannover und Berlin und – ganz wichtig – seitens der Region.“

„Als LNG-Terminal an einem strategischen Standort wird der Hanseatic Energy Hub künftig eine wichtige Rolle bei der Sicherung der Energieversorgung und der Unterstützung der Energiewende in Deutschland und Europa spielen“, sagte Carsten König, Managing Director Infrastructure bei der Partners Group. Arturo Gonzalo, Vorstandsvorsitzender von Enagás, sagte: „Enagás hat sein Engagement in Deutschland durch die Anteilserhöhung auf 15 Prozent am Hanseatic Energy Hub deutlich verstärkt. Dies steht im vollen Einklang mit unserer Unternehmensstrategie, einen Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung zu leisten und die Dekarbonisierung in Europa voranzutreiben.“ Enagás wird den LNG-Terminal in Stade betreiben.

Einige Monate nach dem russischen Überfall auf die Ukraine kappte Russland im Sommer 2022 den Erdgasexport via Pipeline nach Westeuropa. Deutschland hatte bis dahin etwa 50 Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich aus Russland importiert, die Hälfte des damaligen Gesamtbedarfs. Innerhalb weniger Monate organisierte die Bundesregierung vier schwimmende LNG-Importschiffe, sogenannte Floating Storage and Regasification Units (FSRU). Drei davon machten bislang in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und nun in Stade fest, ein viertes Schiff wird für dieses Jahr in Wilhelmshaven erwartet. Zwei weitere FSRU organisierten privatwirtschaftliche Unternehmen zum Betrieb vor der Insel Rügen und vor dem Hafen von Lubmin.

Parallel dazu wurden auch zwei seit Jahren existierende Projekte für landseitige LNG-Terminals beschleunigt, neben Stade auch ein Vorhaben in Brunsbüttel mit einer etwas geringerem jährlichen Importkapazität. Der Terminal in Stade ist darauf ausgerichtet, neben LNG auch synthetisch hergestelltes Methan und Biomethan zu importieren. Längerfristig soll der Terminal auf synthetisch erzeugtes, „grünes“ Ammoniak umgestellt werden – dieses besteht aus Wasserstoff, der in der Elektrolyse mithilfe von Ökostrom erzeugt wurde, und aus Stickstoff aus der Atmosphäre. Ammoniak gilt, weil sein Gebrauch heute bereits weltweit etabliert ist, als massentauglicher, klimaneutraler Energieträger. Gegen den Bau beider Terminals in Stade und Brunsbüttel allerdings haben Umweltverbände bereits Klagen angedroht.

Der Chemiekonzern Dow Chemical wird an seinem Standort in Stade der dort wichtigste Abnehmer zunächst für das LNG-Gas und später auch für klimaneutrale Energieträger wie Ammoniak sein. „Der landbasierte LNG-Terminal wird ein entscheidender Baustein beim Übergang zu einer CO₂-neutralen Zukunft in Deutschland und Europa sein“, sagte Julia Schlenz, Vorstandsvorsitzende und Präsidentin von Dow Deutschland: „Es sind diese Brückentechnologien, die wir als Industrie in Deutschland brauchen, um langfristig die Transformation mitzugestalten.“

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema